Was ist ein klimaresistenter Wald ?

 

Ein klimaresistenter Wald stützt sich auf mehrere miteinander verknüpfte Faktoren, die zusammen seine Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels stärken.

 

Zu den zentralen Aspekten gehören:

 

Artenvielfalt und genetische Diversität: 

Verschiedene Baumarten reagieren unterschiedlich auf Klimaextreme, was das Gesamtsystem robuster macht. Eine hohe Biodiversität kann damit die Anpassungsfähigkeit erhöhen.

 

Mischwaldstrukturen:

Anstelle von Monokulturen können Mischwälder das Risiko von Schädlingsbefall und Krankheitsausbrüchen reduzieren und bieten bessere ökologische Funktionen, wie etwa stabilere Wasser- und Nährstoffkreisläufe.

 

Standortgerechte Artenauswahl:

Die Auswahl von Baumarten, die an die spezifischen Boden-, Wasser- und Klimabedingungen angepasst sind, sowie die Nutzung von Arten, die auch extremere Bedingungen (z. B. Dürre, starke Regenfälle) besser vertragen, ist entscheidend.

 

Dynamische Altersstrukturen und Strukturvielfalt:

Ein Wald mit unterschiedlichen Altersklassen und einer variablen Baumstruktur reagiert flexibler auf Störungen. Jüngere, schnell wachsende Bäume können Erholungsprozesse nach Extremereignissen unterstützen, während ältere Bäume das Ökosystem stabilisieren.

 

Boden- und Wasserhaushalt:

Ein gesunder Boden mit guter Wasserhaltekapazität unterstützt das Wurzelwachstum und die Regeneration der Bäume. Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der Bodenstruktur sowie ein nachhaltiges Wassermanagement sind daher essenziell.

 

Förderung der ökosystemaren Funktionen:

Ein klimaresistenter Wald muss in der Lage sein, wichtige ökologische Funktionen wie Kohlenstoffspeicherung, Biodiversitätserhalt und Wasserschutz zu erfüllen. Dies erfordert ein integriertes Management, das sowohl ökologische als auch sozioökonomische Aspekte berücksichtigt.

 

 

Zusammengefasst bedeutet dies, dass ein klimaresistenter Wald nicht nur durch die Auswahl geeigneter Baumarten, sondern vor allem durch ein ganzheitliches Management gestärkt wird, das die natürlichen Resilienzmechanismen nutzt und gleichzeitig flexibel auf zukünftige Herausforderungen reagiert. Regelmäßige Überwachung und eine flexible, adaptive Bewirtschaftung ermöglichen es, auf Veränderungen und Störungen zeitnah zu reagieren. Dies beinhaltet auch vorbeugende Maßnahmen zur Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten sowie die Anpassung von Bewirtschaftungsstrategien.


Ist unser Wald heute klimastabil ?

„Der Zustand des hessischen Waldes ist auch in diesem Jahr an vielen Orten in unserem Land sichtbar schlecht. Die Folgewirkungen von Hitze und Trockenheit der zurückliegenden Jahre halten an und Schäden durch Käfer und Pilze setzen dem hessischen Wald weiterhin zu“, sagte der hess. Forstminister Ingmar Jung bei der Vorstellung des Waldzustandsberichtes 2024.

Der langfristige Erwärmungstrend setzt sich ungebrochen fort. Das Vegetationsjahr 2023/2024 (Oktober 2023 – September 2024) war mit einer Mitteltemperatur von 11,0 °C das wärmste Jahr seit Auswertungsbeginn (1961). Die Niederschlagssumme betrug im Flächenmittel von Hessen 1008 mm und übertraf das langjährige Mittel um rund 30 Prozent. Das zurückliegende Vegetationsjahr war somit rekordwarm und das niederschlagsreichste Jahr seit 1962.   

 

 


Bürgerstiftung Unser Land! und BUND Taunusstein fördert klimaresistente Baumart im Stadtwald Taunusstein.
Die Weißtanne hat in den letzten Jahren bei Forstwissenschaftlern hohe Erwartungen in ihre Klimaresistenz geweckt, da sie auch in tieferen Lagen gute Wuchsleistungen zeigt, wenig Schädlingsbefall aufweist und mit ihren tiefen Wurzeln den Stürmen trotzt.
Im Taunussteiner Stadtwald wachsen kleinere Bestände älterer Weißtannen mit zahlreichen Tannenkeimlingen. Allerdings können die Keimlinge oft nicht größer werden, weil sie wegen ihrer wohlschmeckenden, weichen Nadeln stark vom Wild verbissen werden.
Um den Aufwuchs der jungen Tannen ohne Wildverbiss zu ermöglichen, hat die Bürgerstiftung Unser Land! zusammen mit dem BUND Taunusstein und in Absprache mit der Stadtverwaltung und HessenForst ein Wildschutzgatter für junge Tannen finanziert. Dieses Pilotprojekt soll als Vorbild für die Eignung der Tanne als resiliente Nadelbaumart im Klimawandel dienen. Zur Erfolgskontrolle ist ein jährliches Monitoring des Aufwuchses vorgesehen. 


BUND Ziele:
Ein resilienter und klimastabiler Wald für Taunusstein mit mehreren Baumarten.
Da die Klimaveränderungen (Temperatur, feuchte, Wind etc) für die nächsten 10 bis 20 Jahre nicht genau vorhersehbar sind kann damit auch die Bedeutung für die einzelnen Baumarten derzeit nicht abgeschätzt werden. Einen gemischten Wald verhindert ein großflächiges Absterben wie in den letzten Jahren bei der Fichte zu verhindern.

Der BUND setzt sich für eine klimaschutzgerechten Waldbewirtschaftung ein d.h.

  • dass Wälder naturnah nach dem FSC-Standard oder mindestens ebenso anspruchsvollen Regeln bewirtschaftet
  • 10 % des Waldes wieder ihrer natürlichen Entwicklung überlassen wird
  • alle noch gesunden Bestände geschlossen bleiben und das Kronendach nicht durch die Baumernte aufgelichtet wird.
  • dort, wo bereits Waldflächen wegen der klimabedingten Trockenheit abgestorben sind, sollte auf natürliche Wiederbewaldung gesetzt werden. Damit die Wiederbewaldung erfolgen kann, muss ein Anwachsen der Schalenwildbestände verhindert werden.
  • Waldumbau - weg von naturfernen Fichten‐ und Kiefernforsten - hin zu naturnahen Laubmischwäldern mit heimischen Baumarten.
  • Um die gestressten Wälder besser gegen die Auswirkungen der Klimakrise zu schützen, müssen sie dringend schonender bewirtschaftet werden. Dazu gehört eine Waldwirtschaft die durch Holzerzeugung so wenig wie möglich in das Waldökosystem eingreift und eine Holzernte die so schonend wie möglich durchführt wird. Dies gilt sowohl in Hinblick auf die Art der forstlichen Eingriffe wie auch auf die Menge der Eingriffe und des geernteten Holzes.